Während meiner ausgedehnten Reisen durch viele Länder dieser Welt bin ich immer mal wieder mit Vertretern der verschiedenen Sicherheitsdienste in Kontakt geraten. Mit jedem dieser Kontakte verstärkte und verfestigte sich bei mir die Meinung, dass diese sogenannten Sicherheitsdienste zum einen weniger Sicherheit als vielmehr Unsicherheit produzieren, dass die Kompetenzen ihrer Mitarbeiter nur mit euphemistischen Floskeln beschrieben werden können und dass diese Dienste strukturell nicht in der Lage sind, die ihnen offiziell zugewiesene Funktion zu erfüllen. Ein Teil dieser Widersprüche zwischen dem offiziellem Bild über diese Dienste beziehungsweise ihrem Selbstverständnis und der Realität wird in nachfolgenden Witzen thematisiert.
- Sagt eine Stecknadel zu einer Nähnadel: „Du, soll ich Dir einen politischen Witz erzählen?“ Darauf die Nähnadel: „Psst, dort hinten ist eine Sicherheitsnadel!“
- Die auflagenstärkste Zeitung des Landes macht mit der Überschrift „Letzte Nacht dreister Einbruch im Innenministerium!“ auf. Der Präsident liest dies und ruft sofort seinen Innenminister an: „Wurde etwas Wichtiges gestohlen?“ „Halb so wild, nur die Wahlergebnisse für die nächsten 30 Jahre!“
- Sicherheitskräfte verhaften einen Mann, der vor dem Präsidentenpalast Flugblätter verteilt. Bei dem anschließenden Verhör fragen sie ihn, warum auf den Zetteln gar nichts geschrieben steht. Daraufhin antwortet der Mann: „Wozu noch etwas schreiben, wenn doch sowieso alle alles wissen?“
- Ein Conférencier erzählt auf der Bühne politische Witze. Im Publikum, in der ersten Reihe, sitzt einer Vertreter der Sicherheitsorgane und notiert eifrig die schnellen Pointen des Unterhaltungskünstlers mit. Darauf ruft ihm dieser von der Bühne zu: „Bin ich zu schnell? Kommen Sie mit? Oder muß ich mitkommen?“
- Ein Krimineller wurde von der Polizei gesucht. Befragte Bürger konnten aber keine konkrete Beschreibung des Täters abgeben, aber eines wußten sie sehr genau, der Gesuchte trug keinen Orden. „Wenn das so ist“, freute sich die Polizei, „dann haben wir ihn sehr schnell“.
- In der unabhängigen Republik fällt ein Mann, der nicht schwimmen kann, in einen Fluß. Er schreit um Hilfe; in der Ferne spazieren zwei Polizisten — diese gehen aber trotz seiner Hilferufe gleichgültig weiter. Da kommt dem Mann eine Idee. „Nieder mit dem Präsidenten!“ brüllt er so laut er kann. Sofort springen die beiden Polizisten ins Wasser und ziehen ihn ans Land, um ihn ins Gefängnis zu bringen.
- Ein Mann beklagt sich bei seinem Freund: „Seit Tagen werde ich das Gefühl nicht los, vom Geheimdienst beschattet zu werden. Was meinst Du, was sollte ich für Schritte tun?“ Der Freund überlegt nicht lange: „Große, sehr große.“
- Ein US-Amerikaner, ein Franzose und ein Einheimischer unterhalten sich, was bislang das schönste Erlebnis in ihrem Leben war.
Der Amerikaner sagt, sein bisher bestes Erlebnis war ein Millionengeschäft.
Der Franzose sagt, sein schönstes Erlebnis war eine Nacht mit einer Schönheitskönigin.
Da sagt der Einheimische sein tollstes Erlebnis war, als bei ihm morgens um fünf der Geheimdienst klingelte und ihn fragte, ob er Herr #ortstypischer Name freier Wahl# sei und er antworten konnte: „Nein, der wohnt ein Stockwerk höher.“ - Einem Mann wird der Telefonanschluß gekündigt. Er beschwert sich und fragt nach den Gründen. „Sie haben den Geheimdienst verleumdet.“
„Ich? Inwiefern?“ „Sie haben wiederholt am Telefon behauptet, er würde ihren Anschluß abhören!“ - Anruf beim Geheimdienst: „Hallo! Mein Papagei ist mir entflogen. Sollte er gefangen werden, so nehmen Sie bitte zur Kenntnis, dass ich seine politische Einstellung nicht teile!“
- Jahrestag der Unabhängigkeit der Republik. Großer Aufmarsch mit Parade in der Hauptstadt. Der Präsident fragt seinen Innenminister: „Bekommen wir den Platz voll?“ Antwortet der Minister: „Mit Sicherheit, mit Sicherheit.“
- Kaum jemand im Land wagt den Präsidenten zu kritisieren. Um so überraschter ist dieser, als ihm der Geheimdienst meldet, vor dem Präsidentenpalast verteile jemand Flugblätter. Der Mann wird auf Befehl des Präsidenten sofort verhaftet. Ein Geheimdienstoffizier meldet ihm, dass der verhaftete Mann ein bekannter Staatsfeind sei. „Und was stand auf dem Flugblatt?“ will der Präsident von dem Offizier wissen. „Nichts, Herr Präsident, die Flugblätter waren unbedruckt!“ — „Was soll das?“ brüllt der Präsident den Geheimdienstler an. Der richtet seine Augen auf den Präsidenten: „Man muß die Flugblätter nicht unbedingt bedrucken. Jeder weiß, worum es geht!“
- Nachts um halb drei in irgendeinem Wohnhaus in der Hauptstadt der Republik. Es klopft an der Tür bei #ortstypischer Name freier Wahl#. Dieser überlegt, ob er die Tür öffnen oder sich aus dem Fenster stürzen soll, kann sich aber nicht entscheiden.
Währenddessen klopft es abermals, diesmal stärker und #ortstypischer Name freier Wahl# hört die Stimme seines Nachbarn: „#Ortstypischer Name freier Wahl# es ist nichts ernstes, ihr könnt ruhig aufmachen. Es brennt nur das Haus.“ - Zwei Frauen kommen beim Einkaufen miteinander ins Gespräch.
Prahlt die eine: „Mein Mann ist Direktor in einem staatlichen Betrieb und bekommt 100x mehr als ein einfacher Arbeiter. Wo ist denn ihr Mann?“
Antwortet die andere: „Der ist beim Geheimdienst.“
Fragt die erste erstaunt: „Und was kriegt er da so?“
Darauf entgegnet die zweite Frau: „Weiß ich noch nicht, die haben ihn gestern erst geholt.“ - Der Präsident liegt im Krankenhaus. Um sein Bett ist die ganze Regierung versammelt. „Ist der Innenminister hier, ist der Verteidigungsminister anwesend?“, fragt er mit schwacher Stimme, „sind alle hier?“ — „Jawohl!“, kommt die Antwort im Chor. Da richtet sich der Präsident plötzlich auf und fragt zitternd: „Und wer paßt inzwischen auf das Volk auf?“
- „Gibt es in unserem Land eine Postüberwachung?“
„Natürlich nicht! Briefe mit regierungsfeindlichem Inhalt werden jedoch nicht befördert.“ - Ein Mann bekommt eine Vertrauensstelle beim Sicherheitsdienst. Er muß alle nach ihrer Gesinnung fragen und jene, welche Gegner des Präsidenten sind, verhaften. So kommt auch sein Freund an die Reihe.
Der Mann fragt ihn: „Hast Du die gleiche Gesinnung wie ich?“ Darauf antwortet sein Freund: „Das fragst Du mich? Das ist doch selbstverständlich.“ Daraufhin ruft der Mann ganz entsetzt: „Oh, das tut mir aber leid. Denn dann muß ich Dich verhaften.“ - Ein Mann kommt zu seinen Freunden und erzählt: „Beinahe hätte ich heute nicht kommen können. Ich habe nämlich einen kleinen Ausflug gemacht. In ein Gefängnis. Dort sieht es vielleicht aus! Mauern, Stacheldraht, Scharfschützen, noch einmal Mauern und Stacheldraht! Aber ich sage euch — wenn ich will, dann komm’ ich da rein!“
- Ein Mann geht spät in der Nacht durch die Hauptstadt und ruft lauten Halses immer wieder: „Scheißstaat, Scheißregierung!“
Plötzlich taucht ein Geheimdienstoffizier auf und verhaftet ihn. Der Mann will den Grund dafür wissen, worauf der Offizier ihn an die lautstarken Äußerungen erinnert. Der Mann verteidigt sich: „Aber ich habe doch gar nicht gesagt, welchen Scheißstaat und welche Scheißregierung ich meine.“
Der Geheimdienstoffizier denkt kurz nach und läßt den Mann dann gehen. Dieser verschwindet, wird aber zwei Minuten später von dem Offizier wieder eingeholt und erneut verhaftet. Darauf der Mann: „Und weshalb?“
Entgegnet der Geheimdienstoffizier: „Es gibt ja nur einen Scheißstaat und eine Scheißregierung…“ - An der Grenze erscheinen eines Tages zahlreiche Ziegen und bitten um politisches Asyl: „Der Sicherheitsdienst will alle Schafe einsperren — wegen Staatsfeindlichkeit.“
„Aber ihr seid doch gar keine Schafe.“
„Ja, aber wie machen wir das dem Sicherheitsdienst klar?“ - Ein Mann geht durch unbeleuchtete Gassen nach Hause. Da wird er von hinten angerufen: „Halt! Stehenbleiben oder ich schieße!“ Der Mann bleibt stehen und hört die Aufforderung: „Her mit der Brieftasche!“ Darauf sagt der Mann erleichtert zu dem Räuber: „Haben Sie mir einen Schrecken eingejagt. Ich dachte schon, es sei jemand von der Polizei.“
- An der Landesgrenze verursacht ein Rudel Wild etliche Minenexplosionen. Denkt der erste Grenzsoldat: „Schade um die Minen.“ Denkt der zweite Soldat: „Schade um die Tiere“. Denkt der dritte Grenzer: „Schade, dass ich jetzt nicht alleine bin…“
- Ein Mann, der über den Präsidenten gelästert hat, kommt für einige Wochen zu einer staatsbürgerlichen Erziehungsmaßnahme. Nach der Entlassung wird er von seinem Freund gefragt, wie es ihm denn ergangen sei.
„Ausgezeichnet. Gute Verpflegung. Korrekte Behandlung. Ich darf nicht klagen.“
„Aha. Da sieht man, was die Leute erzählen. Der #ortstypischer Vorname freier Wahl# hat ganz anderes erzählt.“
„Ja, der ist ja auch schon wieder dort.“ - Die Finanzverwaltung der unabhängigen Republik muss bei einer großen privaten Bank des Landes einen Kredit aufnehmen. Als der Eigentümer der Bank zur feierlichen Vertragsunterzeichnung im Präsidentenplast erscheint, flüstert ihm der Innenminister ins Ohr: „Hören Sie, Ihr Sohn treibt sich in oppositionellen Kreisen herum. Warnen Sie ihn. Wir können nicht länger untätig zusehen!“ Zur Vertragsunterzeichnung kommt es daraufhin nicht mehr, denn nun weigert sich der Bankier, seine Unterschrift unter das Dokument zu setzen: „Wie kann ich in eine Republik Vertrauen haben, die Angst vor meinem kleinen Sohn hat?!“
- Ein junger Offizier des Sicherheitsministeriums bekommt seinen ersten eigenständigen Auftrag: Er soll ausländische Agenten während der Rede des Präsidenten in einem Staatsunternehmen enttarnen. Nach ein paar Minuten läuft er zu seinem Vorgesetzen: „Ein Agent sitzt in der 2. Reihe, rechts außen“. Daraufhin stürmen Sicherheitskräfte in den Saal und verhaften den Mann, der tatsächlich ein Agent ist. Bei der Belobigung des Offiziers wird dieser gefragt, wie er so schnell den Agenten enttarnen konnte. „Ich habe mich streng an die Aussage des Präsidenten gehalten, der zufolge der Feind nicht schläft. Und der Agent war der einzige, der während der Rede wach war“.
- Bei einer öffentlichen Veranstaltung tritt ein hochrangiger Staatsbediensteter einer Dame auf den Fuß, worauf hin diese ihm eine Ohrfeige gibt. Sofort eilt ein Mann herbei und verprügelt den Funktionär nach Leibeskräften. „Warum schlagen Sie ihn zusammen? Hat er sie etwa auch auf den Fuß getreten?“, fragt die Dame neugierig. „Ach, so war das. Und ich dachte, es gehe endlich los…“
- Warum gibt es in der Unabhängigen Republik bald nur noch 3‑lagiges Toilettenpapier? Ein Durchschlag geht an den Innenminister und einer geht an den Geheimdienst.
- Wer bekommt bei der nächsten Wahl die meisten Stimmen? Der Geheimdienst, weil der sich wenigstens noch für die Menschen interessiert.
- Bei der Abschlussprüfung für angehende Führungskräfte fragt der Prüfer einen Kandidaten, auf welchem Weg dieser seinen Mut beweisen könne. Antwortet dieser: „Auf dem Beschwerdeweg!“