Jenseits orthodoxer Weltbilder existieren im unendlichen Kosmos der Heterodoxien Witze, die die sogenannte Konsensgesellschaft als politisch nicht korrekt brandmarkt. Während meiner Reisen wurden mir auch viele solcher Witze erzählt, die das Verhältnis zwischen Minderheiten zur Mehrheitsbevölkerung beziehungsweise zwischen eingebildeten oder tatsächlichen Besonderheiten religiöser und ethnischer Gruppen zur Normgesellschaft thematisieren. Wie auch bei den Witzen über Spitzenpolitiker kann man bei Witzen über Minderheiten feststellen, dass diese bestimmten Grundmustern folgen und durch Austausch der Gruppenbezeichnung leicht an die jeweiligen Besonderheiten eines Landes angepasst werden können. Diesen Umstand nutze ich bei den nachfolgenden Witzen bei denen ich die Gruppenbezeichnung durch Platzhalter ersetzt habe.
- Ein echter #Angehöriger der Titularnation freier Wahl# in der neuen, unabhängigen Republik muss drei Eigenschaften haben. Er muss ehrlich, klug und nationalistisch sein. Aber leider treffen diese drei Eigenschaften nie zusammen, ein #Angehöriger der Titularnation freier Wahl# hat nur zwei davon.
Ist er ehrlich und klug, dann ist er nicht nationalistisch. Ist er klug und nationalistisch, dann ist er nicht ehrlich. Ist er ehrlich und nationalistisch, dann ist er nicht klug. - Der Lehrer hat dem kleinen #ethnische oder religiöse Minderheit freier Wahl# Kind so arge Ohrfeigen gegeben, dass die Fingerabdrücke sichtbar sind. „Was werden Deine Eltern dazu sagen?“ „Ach, Herr Lehrer, das ist nicht so schlimm, aber das feindliche Ausland!“
- Was ist der Unterschied zwischen Juden und #ethnische oder religiöse Minderheit freier Wahl#? — Die Juden haben es schon hinter sich.
- In der Meldebehörde der Rußländischen Föderation fragt der Bedienstete den Antragsteller: „Sagen Sie, warum wollen Sie ihre Nationalität auf ‚jüdisch’ ändern?“
„Wie könnte ich Ihnen das am besten erklären?“ erwidert der Gefragte.
„Sehen Sie: Einer meiner Brüder wohnt in Kiew und gibt sich dort als Ukrainer aus, ein anderer wohnt in Kischinau als Rumäne, meine Schwester lebt in Almaty als Kasachin, mein Vater in Vilnius gilt als Litauer, und meine Mutter in Tallinn behauptet seit einiger Zeit, sie sei Estin. Deshalb dachte ich mir, dass es in einer so kosmopolitischen Familie auch einen Juden geben müsste…“ - In der unabhängigen Republik gibt es für #ethnische oder religiöse Minderheit freier Wahl# viele Ausnahmegesetze.
Um bei allen Gesetzen, Verordnungen und Erlässen nicht erst lang nachdenken zu müssen, ob und in welchem Ausmaß die Angehörigen der #ethnischen oder religiösen Minderheit freier Wahl# direkt oder indirekt von diesen Regelungen betroffen sind, erledigt sich die Bürokratie dieses Problems mittels der schlichten und bequemen Klausel: „#ethnische oder religiöse Minderheit freier Wahl# ausgenommen.“
Auf einer Feier zum Jubiläum der Unabhängigkeit der Republik empfängt der Präsident eine Huldigungsdelegation der #ethnischen oder religiösen Minderheit freier Wahl#.
Wohl um einen der #ethnische oder religiöse Minderheit freier Wahl# in Verlegenheit zu bringen, fragt der Präsident, wie sich die „#ethnische oder religiöse Minderheit freier Wahl# unter seiner Regierung fühlen. Der Angesprochene erwidert: „Herr Präsident, wir wissen, dass die Regierung immer an uns denkt!“
„Woran ist das zu erkennen?“ möchte der erstaunte Präsident wissen.
Und der Minderheitenvertreter erläutert: „Wir werden bekanntlich auf keinem Gesetzes- und Verordnungsblatt vergessen.“ - Ein Wissenschaftler der unabhängigen Republik klagt: „Wenn ich mit meiner neuen Theorie recht behalte, dann werden die Nationalisten sagen, ich sei einer der ihren und im Ausland wird man sagen, ich sei ein Weltbürger. Sollte ich mit meiner Theorie jedoch unrecht behalten, dann werden die Auswärtigen sagen ich sei ein Hiesiger und die Nationalisten werden sagen ich sei ein #ethnische oder religiöse Minderheit freier Wahl#.“
- Ein #ethnische oder religiöse Minderheit freier Wahl# wird in einem Folterlager misshandelt und mit dem Tode bedroht. Aus einer Laune heraus hält der Folterknecht plötzlich inne und herrscht den #ethnische oder religiöse Minderheit freier Wahl# an: „Ich gebe Dir eine Chance. Ich habe ein Glasauge. Wenn Du es erkennst, lasse ich Dich in Ruhe.“ Ohne zu zögern antwortet der #ethnische oder religiöse Minderheit freier Wahl#. „Das linke ist das Glasauge.“ Darauf der Folterknecht: „Woran hast Du das erkannt?“ Der #ethnische oder religiöse Minderheit freier Wahl#: „Es blickt so menschlich.“
- „Wie viele Arten von #ethnische oder religiöse Minderheit freier Wahl# gibt es?“
„Zwei: Pessimisten und Optimisten.“
„Und worin unterscheiden sich diese?“
„Die pessimistischen #ethnische oder religiöse Minderheit freier Wahl# sind im Exil und die optimistischen #ethnische oder religiöse Minderheit freier Wahl# sind inhaftiert.“ - Einem #ethnische oder religiöse Minderheit freier Wahl# ist es gelungen, in die USA auszuwandern und nach New York zu kommen. Dort besucht er einen alten Freund, welchem es gelungen war, schon ein Jahr früher auszuwandern. Zu seinem großen Erstaunen muss er sehen, dass im Wohnzimmer seines Freundes ein großes Bild des Präsidenten ihres Herkunftslandes an der Wand hängt. „Bist Du wahnsinnig geworden?“, fragt er ganz entsetzt. „Wozu hast Du das denn?“ „Gegen das Heimweh.“
- Ein Angehöriger einer #ethnischen oder religiösen Minderheit freier Wahl# läuft schwerbepackt über einen Bahnhof in einer Kleinstadt in der Unabhängigen Republik und fragt nach längerem Zögern einen der dort Wartenden:
„Was halten Sie eigentlich von #ethnische oder religiöse Minderheit freier Wahl#?“
Darauf erwidert der Gefragte: „Ich bin ein großer Bewunderer dieser Minderheit.“
Der alte Mann geht weiter und fragt den nächsten Wartenden die selbe Frage. Dieser erwidert: „Ich bin fasziniert von den Leistungen dieser Minderheit in der Kultur und der Wissenschaft.“
Der alte Mann bedankt sich für diese Antwort und geht zu einem weiteren Wartenden. Dieser erwidert auf die Frage: „Ich mag diese #ethnische oder religiöse Minderheit freier Wahl# nicht besonders und bin froh, wenn ich nichts mit ihnen zu tun habe.“
Darauf sagt der alte Mann: „Sie sind ein ehrlicher Mann. Könnten Sie bitte kurz auf mein Gepäck aufpassen? Ich muß zur Toilette.“