Witze über Minderheiten

Jen­seits ortho­do­xer Welt­bil­der exis­tie­ren im unend­li­chen Kos­mos der Hete­ro­do­xien Witze, die die soge­nannte Kon­sens­ge­sell­schaft als poli­tisch nicht kor­rekt brand­markt. Wäh­rend mei­ner Rei­sen wur­den mir auch viele sol­cher Witze erzählt, die das Ver­hält­nis zwi­schen Min­der­hei­ten zur Mehr­heits­be­völ­ke­rung bezie­hungs­weise zwi­schen ein­ge­bil­de­ten oder tat­säch­li­chen Beson­der­hei­ten reli­giö­ser und eth­ni­scher Grup­pen zur Norm­ge­sell­schaft the­ma­ti­sie­ren. Wie auch bei den Wit­zen über Spit­zen­po­li­ti­ker kann man bei Wit­zen über Min­der­hei­ten fest­stel­len, dass diese bestimm­ten Grund­mus­tern fol­gen und durch Aus­tausch der Grup­pen­be­zeich­nung leicht an die jewei­li­gen Beson­der­hei­ten eines Lan­des ange­passt wer­den kön­nen. Die­sen Umstand nutze ich bei den nach­fol­gen­den Wit­zen bei denen ich die Grup­pen­be­zeich­nung durch Platz­hal­ter ersetzt habe.

  1. Ein ech­ter #Ange­hö­ri­ger der Titu­lar­na­tion freier Wahl# in der neuen, unab­hän­gi­gen Repu­blik muss drei Eigen­schaf­ten haben. Er muss ehr­lich, klug und natio­na­lis­tisch sein. Aber lei­der tref­fen diese drei Eigen­schaf­ten nie zusam­men, ein #Ange­hö­ri­ger der Titu­lar­na­tion freier Wahl# hat nur zwei davon.
    Ist er ehr­lich und klug, dann ist er nicht natio­na­lis­tisch. Ist er klug und natio­na­lis­tisch, dann ist er nicht ehr­lich. Ist er ehr­lich und natio­na­lis­tisch, dann ist er nicht klug.
  2. Der Leh­rer hat dem klei­nen #eth­ni­sche oder reli­giöse Min­der­heit freier Wahl# Kind so arge Ohr­fei­gen gege­ben, dass die Fin­ger­ab­drü­cke sicht­bar sind. „Was wer­den Deine Eltern dazu sagen?“ „Ach, Herr Leh­rer, das ist nicht so schlimm, aber das feind­li­che Ausland!“
  3. Was ist der Unter­schied zwi­schen Juden und #eth­ni­sche oder reli­giöse Min­der­heit freier Wahl#? — Die Juden haben es schon hin­ter sich.
  4. In der Mel­de­be­hörde der Ruß­län­di­schen Föde­ra­tion fragt der Bediens­tete den Antrag­stel­ler: „Sagen Sie, warum wol­len Sie ihre Natio­na­li­tät auf ‚jüdisch’ ändern?“
    „Wie könnte ich Ihnen das am bes­ten erklä­ren?“ erwi­dert der Gefragte.
    „Sehen Sie: Einer mei­ner Brü­der wohnt in Kiew und gibt sich dort als Ukrai­ner aus, ein ande­rer wohnt in Kischinau als Rumäne, meine Schwes­ter lebt in Almaty als Kasa­chin, mein Vater in Vil­nius gilt als Litauer, und meine Mut­ter in Tal­linn behaup­tet seit eini­ger Zeit, sie sei Estin. Des­halb dachte ich mir, dass es in einer so kos­mo­po­li­ti­schen Fami­lie auch einen Juden geben müsste…“
  5. In der unab­hän­gi­gen Repu­blik gibt es für #eth­ni­sche oder reli­giöse Min­der­heit freier Wahl# viele Ausnahmegesetze.
    Um bei allen Geset­zen, Ver­ord­nun­gen und Erläs­sen nicht erst lang nach­den­ken zu müs­sen, ob und in wel­chem Aus­maß die Ange­hö­ri­gen der #eth­ni­schen oder reli­giö­sen Min­der­heit freier Wahl# direkt oder indi­rekt von die­sen Rege­lun­gen betrof­fen sind, erle­digt sich die Büro­kra­tie die­ses Pro­blems mit­tels der schlich­ten und beque­men Klau­sel: „#eth­ni­sche oder reli­giöse Min­der­heit freier Wahl# ausgenommen.“
    Auf einer Feier zum Jubi­läum der Unab­hän­gig­keit der Repu­blik emp­fängt der Prä­si­dent eine Hul­di­gungs­de­le­ga­tion der #eth­ni­schen oder reli­giö­sen Min­der­heit freier Wahl#.
    Wohl um einen der #eth­ni­sche oder reli­giöse Min­der­heit freier Wahl# in Ver­le­gen­heit zu brin­gen, fragt der Prä­si­dent, wie sich die „#eth­ni­sche oder reli­giöse Min­der­heit freier Wahl# unter sei­ner Regie­rung füh­len. Der Ange­spro­chene erwi­dert: „Herr Prä­si­dent, wir wis­sen, dass die Regie­rung immer an uns denkt!“
    „Woran ist das zu erken­nen?“ möchte der erstaunte Prä­si­dent wissen.
    Und der Min­der­hei­ten­ver­tre­ter erläu­tert: „Wir wer­den bekannt­lich auf kei­nem Geset­zes- und Ver­ord­nungs­blatt vergessen.“
  6. Ein Wis­sen­schaft­ler der unab­hän­gi­gen Repu­blik klagt: „Wenn ich mit mei­ner neuen Theo­rie recht behalte, dann wer­den die Natio­na­lis­ten sagen, ich sei einer der ihren und im Aus­land wird man sagen, ich sei ein Welt­bür­ger. Sollte ich mit mei­ner Theo­rie jedoch unrecht behal­ten, dann wer­den die Aus­wär­ti­gen sagen ich sei ein Hie­si­ger und die Natio­na­lis­ten wer­den sagen ich sei ein #eth­ni­sche oder reli­giöse Min­der­heit freier Wahl#.
  7. Ein #eth­ni­sche oder reli­giöse Min­der­heit freier Wahl# wird in einem Fol­ter­la­ger miss­han­delt und mit dem Tode bedroht. Aus einer Laune her­aus hält der Fol­ter­knecht plötz­lich inne und herrscht den #eth­ni­sche oder reli­giöse Min­der­heit freier Wahl# an: „Ich gebe Dir eine Chance. Ich habe ein Glas­auge. Wenn Du es erkennst, lasse ich Dich in Ruhe.“ Ohne zu zögern ant­wor­tet der #eth­ni­sche oder reli­giöse Min­der­heit freier Wahl#. „Das linke ist das Glas­auge.“ Dar­auf der Fol­ter­knecht: „Woran hast Du das erkannt?“ Der #eth­ni­sche oder reli­giöse Min­der­heit freier Wahl#: „Es blickt so menschlich.“
  8. „Wie viele Arten von #eth­ni­sche oder reli­giöse Min­der­heit freier Wahl# gibt es?“
    „Zwei: Pes­si­mis­ten und Optimisten.“
    „Und worin unter­schei­den sich diese?“
    „Die pes­si­mis­ti­schen #eth­ni­sche oder reli­giöse Min­der­heit freier Wahl# sind im Exil und die opti­mis­ti­schen #eth­ni­sche oder reli­giöse Min­der­heit freier Wahl# sind inhaftiert.“
  9. Einem #eth­ni­sche oder reli­giöse Min­der­heit freier Wahl# ist es gelun­gen, in die USA aus­zu­wan­dern und nach New York zu kom­men. Dort besucht er einen alten Freund, wel­chem es gelun­gen war, schon ein Jahr frü­her aus­zu­wan­dern. Zu sei­nem gro­ßen Erstau­nen muss er sehen, dass im Wohn­zim­mer sei­nes Freun­des ein gro­ßes Bild des Prä­si­den­ten ihres Her­kunfts­lan­des an der Wand hängt. „Bist Du wahn­sin­nig gewor­den?“, fragt er ganz ent­setzt. „Wozu hast Du das denn?“ „Gegen das Heimweh.“
  10. Ein Ange­hö­ri­ger einer #eth­ni­schen oder reli­giö­sen Min­der­heit freier Wahlläuft schwer­be­packt über einen Bahn­hof in einer Klein­stadt in der Unab­hän­gi­gen Repu­blik und fragt nach län­ge­rem Zögern einen der dort Wartenden:
    „Was hal­ten Sie eigent­lich von #eth­ni­sche oder reli­giöse Min­der­heit freier Wahl#?“
    Dar­auf erwi­dert der Gefragte: „Ich bin ein gro­ßer Bewun­de­rer die­ser Minderheit.“
    Der alte Mann geht wei­ter und fragt den nächs­ten War­ten­den die selbe Frage. Die­ser erwi­dert: „Ich bin fas­zi­niert von den Leis­tun­gen die­ser Min­der­heit in der Kul­tur und der Wissenschaft.“
    Der alte Mann bedankt sich für diese Ant­wort und geht zu einem wei­te­ren War­ten­den. Die­ser erwi­dert auf die Frage: „Ich mag diese #eth­ni­sche oder reli­giöse Min­der­heit freier Wahl# nicht beson­ders und bin froh, wenn ich nichts mit ihnen zu tun habe.“
    Dar­auf sagt der alte Mann: „Sie sind ein ehr­li­cher Mann. Könn­ten Sie bitte kurz auf mein Gepäck auf­pas­sen? Ich muß zur Toilette.“