Projekte

Heut­zu­tage hat man als Hoff­nungs­trä­ger für eine bes­sere Zukunft keine Arbeit mehr – man hat Pro­jekte. Diese brin­gen zwar in den wenigs­ten Fäl­len das zum Leben not­wen­dige Klein­geld ein, man kann aber rei­nen Her­zens behaup­ten, beschäf­tigt zu sein. In den letz­ten Jah­ren habe ich mit einer Reihe von Pro­jek­ten meine Lebens­zeit gefüllt. Einen klei­nen Aus­zug aus die­ser stellt die nach­fol­gende Auf­stel­lung dar:

GEPLANTE PROJEKTE

Die Neue Seidenstraße

Unter dem Arbeits­ti­tel „Die Neue Sei­den­straße“ arbeite ich seit eini­ger Zeit an dem Kon­zept eines For­schungs­pro­jek­tes, wel­ches die aktu­el­len Waren­aus­tausch­be­zie­hun­gen zwi­schen Asien und Europa über die his­to­ri­schen Rou­ten durch Zen­tral­asien zum Unter­su­chungs­ge­gen­stand hat. Diese sol­len mit den aktu­el­len Waren­strö­men zwi­schen Asien und Europa über die Welt­meere sowie his­to­ri­schen Waren­strö­men zwi­schen die­sen bei­den Regio­nen ver­gli­chen werden.

LAUFENDE PROJEKTE

Grenzland — Von Helsinki zum Paneuropäischen Picknick

„Grenz­land“ ist ein Pro­jekt von Ana­sta­sia Burg­graf, David Rich­ter und mir. Der Anlass für das Pro­jekt ist der 25. Jah­res­tag des Falls des Eiser­nen Vor­hangs. In Hin­blick auf die­ses Jubi­läum möch­ten wir, die Pro­jekt­teil­neh­mer, eine aus­ge­dehnte Fahr­rad­reise auf dem Iron Curtain Trail unter­neh­men. Auf die­sem Weg ent­lang der frü­he­ren Trenn­li­nie zwi­schen ehe­mals ver­fein­de­ten Län­dern möch­ten wir mehr über die Lebens­be­din­gun­gen der Men­schen auf bei­den Sei­ten der Grenze erfah­ren. Hier­für möch­ten wir ent­lang der Fahr­stre­cke nicht nur his­to­ri­sche Orte des Kal­ten Krie­ges besu­chen, son­dern wol­len wir auch eine Reihe von Inter­views mit den Bewoh­nern des Grenz­ge­bie­tes durch­füh­ren. Im Rah­men die­ser Inter­views hof­fen wir zu erfah­ren, wel­che Per­spek­tive die Grenz­land­be­woh­ner zur Zeit des Kal­ten Krie­ges auf ihre spe­zi­fi­sche Lebens­si­tua­tion hat­ten und wie sich diese Per­spek­tive nach dem Fall des Eiser­nen Vor­hangs ver­än­dert hat. Dar­über hin­aus möch­ten wir im Rah­men unse­rer Reise in Erfah­rung brin­gen, wel­che Sicht­wei­sen die Grenz­land­be­woh­ner auf die Zukunft ihrer Region sowie die Euro­päi­sche Union haben.
Als ein Ergeb­nis des Pro­jek­tes soll nach Abschluss der Fahrt ein kur­zer Doku­men­tar­film über die Reise entstehen.

Globalcycle

Neben den bei­den schon seit län­ge­rer Zeit lau­fen­den Pro­jek­ten „Haupt­stadt­in­sze­nie­run­gen in Zen­tral­asien“ und „Tag­li­bro“ arbeite ich der­zeit an einem Pro­jekt über rege­ne­ra­tiv erzeugte Ener­gien. Unter dem Titel „Glo­bal­cy­cle“ möchte ich im Rah­men die­ses Pro­jek­tes mit dem Fahr­rad welt­weit Orte auf­su­chen, an denen schon jetzt Ener­gie aus rene­ra­ti­ven Quel­len gewon­nen wird und sich die Nut­zung die­ser Ener­gie auch ent­spre­chend in den Ver­brauchs­ge­wohn­hei­ten nie­der­schlägt. Vor Ort sol­len Inter­views mit Men­schen geführt wer­den, in denen diese über ihre Erfah­run­gen im Umgang mit Ener­gie aus rege­ne­ra­ti­ven Quel­len berich­ten. Eine Aus­wahl die­ser mit Video auf­ge­zeich­ne­ten Erläu­te­run­gen sol­len zu einer Film­do­ku­men­ta­tion ver­ar­bei­tete wer­den, in der Aus­sa­gen von aktu­el­len Nut­zern rege­ne­ra­ti­ver Ener­gien mit offi­zi­el­len Ver­laut­ba­run­gen von hoch­ran­gi­gen Ver­tre­tern aus Poli­tik, Ver­wal­tung und Wirt­schaft kon­trast­riert werden.
Das Pro­jekt soll dazu die­nen, das Wis­sen und das Bewusst­sein über alter­na­tive und rege­ne­ra­tive Ener­gie­er­zeu­gung zu erhö­hen und bes­ser zu verbreiten.

Haupt­stadt­in­sze­nie­run­gen in Zentralasien
Seit 2005 arbeite ich an einem lang­fris­ti­gen Doku­men­ta­ti­ons­pro­jekt zum Umbau der Haupt­städte in Zentralasien.
Mit der Auf­lö­sung der Sowjet­union wur­den aus bis dahin weit­ge­hend unbe­kann­ten und unbe­deu­ten­den Ver­wal­tungs­zen­tren in der sowje­ti­schen Peri­phe­rie Haupt­städte unab­hän­gi­ger Staa­ten. Die­sem Wan­del in der Bedeu­tung der Städte begeg­nen die natio­na­len Eli­ten mit unter­schied­li­chen Ent­wick­lungs­kon­zep­ten. Allen gemein ist, dass die Haupt­städte sowohl nach innen als auch nach außen iden­ti­täts­stif­tend und ‑prä­gend wir­ken sol­len und die Reprä­sen­ta­tion gegen­über der Funk­tion von Gebäu­den und Infra­struk­tur domi­niert. Über diese Gemein­sam­keit hin­aus unter­schei­det sich das jewei­lige Vor­ge­hen bei der Aus­ge­stal­tung neuer natio­na­ler Zen­tren recht erheblich.
So ist der Umbau der turk­me­ni­schen Haupt­stadt Asch­ga­bat durch zwei gleich­zei­tig statt­fin­dende Pro­zesse geprägt: Zum einen erfolgt ein Umbau alter Reprä­sen­ta­ti­ons­ge­bäude aus sowje­ti­scher Zeit. Par­al­lel hierzu fin­det ein Neu­bau von Reprä­sen­ta­ti­ons- und Wohn­ge­bäu­den neben der bis­he­ri­gen Sied­lungs­flä­che auf bis­lang uner­schlos­se­nem Grund statt. Die­ser Dua­lis­mus aus Umbau und gleich­zei­ti­gem Neu­bau läßt sich der­zeit nur in Asch­ga­bat beobachten.
Der Auf­bau der usbe­ki­schen Haupt­stadt Tasch­kent beschränkt sich im Gegen­satz zu Asch­ga­bat und Ast­ana der­zeit fast aus­schließ­lich auf den Umbau und die Umwid­mung bestehen­der Bau­sub­stanz sowje­ti­scher Reprä­sen­ta­ti­ons­ge­bäude. Dies geschieht mehr­heit­lich durch die Ver­klei­dung alter Gebäude mit neuen Fas­sa­den und nur im gerin­gem Umfang durch Rück­bau oder Umbau bestehen­der Substanz.
Mit der Ver­le­gung der Haupt­stadt­funk­tion von Almaty nach Ast­ana ent­stand in Kasach­stan der Bedarf für den kom­plet­ten Neu­bau einer Haupt­stadt. Ast­ana ent­steht seit­dem als eine neue Haupt­stadt neben einer bestehen­den Sied­lung durch einen umfas­sen­den Neu­bau der kom­plet­ten Infra­struk­tur für neu zu errich­tende Funk­ti­ons- und Repräsentationsgebäude.
In den bei­den ande­ren Haupt­städ­ten Zen­tral­asi­ens — Duschanbe und Bisch­kek — beschränkt sich der Stadt­um­bau auf­grund der gerin­gen Wirt­schafts­kraft der Län­der der­zeit nur auf gering­fü­gige kos­me­ti­sche Ände­run­gen an der sowje­ti­schen Bausubstanz.
Bemer­kens­wert an den haupt­städ­ti­schen Bau­ak­ti­vi­tä­ten in Zen­tral­asien ist, dass trotz ande­rer poli­ti­scher Vor­zei­chen die öffent­li­chen Bau­maß­nah­men wei­ter­hin dem Ent­wick­lungs­kon­zept der Sowjet­union fol­gen: Die öffent­li­chen Gebäude sind Sinn­bild, Aus­druck und Ergeb­nis einer staats­le­gi­ti­mie­ren­den Ideo­lo­gie und Politik.

Ein Teil­ergeb­nis die­ses Pro­jek­tes ist mein Bei­trag über den öffent­li­chen Raum in Tasch­kent in dem von Phil­ipp Meu­ser her­aus­ge­ge­be­nem „Archi­tek­tur­füh­rer Usbe­ki­stan“, wel­cher 2012 erschie­nen ist.

Taglibro

Unter dem Arbeits­ti­tel „Tag­li­bro“ ver­birgt sich ein per­sön­li­ches Pro­jekt, wel­ches sich aus der Beob­ach­tung und aus Gesprä­chen mit Tou­ris­ten auf mei­nen Rei­sen ent­wi­ckelt hat. Viele die­ser Urlau­ber stan­den nicht erst seit der Umstel­lung von ana­lo­ger Film-Pho­to­gra­phie auf digi­tale Pho­to­tech­nik vor dem Pro­blem, für ihre indi­vi­du­el­len Rei­se­do­ku­men­ta­tio­nen und Rei­se­ta­ge­bü­cher mit der Kom­ple­xi­tät der Tech­no­lo­gie sowie der Prä­sen­ta­tion über­for­dert zu sein. Hier­aus ent­stand die Idee, weit­ge­hend auto­ma­ti­siert indi­vi­du­elle Rei­se­bil­der mit Tex­ten aus Rei­se­füh­rern und Leis­tungs­be­schrei­bun­gen von Rei­se­ver­an­stal­tern zu einer per­so­na­li­sier­ten Rei­se­do­ku­men­ta­tion zu kom­bi­nie­ren. Nach län­ge­ren Vor­ar­bei­ten an dem Kon­zept schei­terte die­ses vor­erst an der unfle­xi­blen Hal­tung eini­ger Rech­te­inha­ber für Text­in­halte sowie tech­ni­schen Beschrän­kun­gen auf Sei­ten der Print-On-Demand-Dienst­leis­ter. Mit Fort­ent­wick­lung der Infor­ma­ti­ons­tech­nik wird das Kon­zept in Zukunft viel­leicht wie­der inter­es­sant und liegt des­halb bis auf wei­te­res auf Eis.

ABGESCHLOSSENE PROJEKTE

Stadtentwicklung in Zentralasien

Zusam­men mit Dr. Tors­ten Lorenz habe ich im Som­mer­se­mes­ter 2010 am Zen­tral­asien-Semi­nar der Hum­boldt-Uni­ver­si­tät zu Ber­lin ein Mas­ter-Semi­nar zur Stadt­ent­wick­lung in Zen­tral­asien durch­ge­führt. Das Semi­nar war der Frage gewid­met, inwie­weit die stark von rus­si­scher Kolo­ni­sa­tion und sowje­ti­scher Indus­tria­li­sie­rung gepräg­ten urba­nen Sied­lung­es­struk­tu­ren Ein­fluss auf die wei­tere Ent­wick­lung der Gesell­schaf­ten im post­so­wje­tischne Zen­tral­asien haben. Zur Beant­wor­tung die­ser Frage soll­ten von den Teil­neh­mern des Semi­nars mit Hilfe von Fall­stu­dien die Grund­li­nien und Beson­der­hei­ten der Stadt­ent­wick­lung in Zen­tral­asien in den letz­ten 200 Jah­ren her­aus­ge­ar­bei­tet wer­den. Neben der Ver­mitt­lung von Grund­la­gen stadt­ge­schicht­li­cher For­schung soll­ten die Semi­nar­teil­neh­mer dar­über hin­aus befä­higt wer­den, Pro­zesse und Pro­bleme der Urba­ni­sie­rung in Zen­tral­asien zu beschrei­ben und zu ana­ly­sie­ren. Ein beson­de­res Augen­merk lag dabei auf der Ana­lyse von Pfad­ab­hän­gig­kei­ten sowie deren Bedeu­tung für die aktu­elle Stadt­ent­wick­lung in der Region.
Im Anschluss an das Semi­nar in Ber­lin fand eine zwei­wö­chige Exkur­sion nach Zen­tral­asien statt, wäh­rend derer die Teil­neh­mer sich vor Ort einen Über­blick über urbane Struk­tu­ren in Kir­gi­stan, Kasach­stan und Usbe­ki­stan ver­schaf­fen und ihr dies­be­züg­li­ches theo­re­ti­sches Vor­wis­sen eva­lu­ie­ren sowie erwei­tern und ver­tie­fen konnten.

Spuren von Zwangsarbeit in postsowjetischen Städten

In einem rus­sisch-deutsch-kasa­chi­schen Gemein­schafts­pro­jekt wurde zusam­men mit ein­hei­mi­schen Jugend­li­chen nach erhal­te­nen Spu­ren von Zwangs­ar­beit in den aus GULag-Lagern ent­stan­de­nen Städ­ten Kara­ganda, Tai­schet und Mag­adan gesucht. Hier­bei woll­ten Ana­sta­sia Fro­lova, Dr. Yulia Vaserchuk und ich als Pro­jekt­in­itia­tor zusam­men mit Freun­den und Bekann­ten aus Kasach­stan und der Rus­si­schen Föde­ra­tion die Ein­stel­lung jun­ger Men­schen zu die­sem Teil der Geschichte ihrer Stadt in Erfah­rung brin­gen und mit ihnen über diese Ver­gan­gen­heit diskutieren.
Einen Ein­blick in den Pro­jekt­ver­lauf sowie die ‑ergeb­nisse gibt das Pro­jekt­blog auf den dies­be­züg­li­chen Sei­ten der „Geschichts­werk­statt Europa“.
Das Pro­jekt wurde im Som­mer 2009 umge­setzt und von der Stif­tung „Erin­ne­rung, Ver­ant­wor­tung und Zukunft“ finan­zi­ell, der Man­frotto Dis­tri­bu­tion GmbH mate­ri­ell sowie der Krea­tiv-Werk­statt „Arti­san“ in Almaty per­so­nell gefördert.

Als Ergeb­nis ent­stan­den die vier nach­fol­gen­den, kur­zen Video­do­ku­men­ta­tio­nen über die im Rah­men des Pro­jek­tes besuch­ten Orte Kara­ganda, Tai­schet und Mag­adan sowie die Fahrt ent­lang der Trasse Mag­adan – Jakutsk.

Geschichtswerkstatt Taschkent

Die „Geschichts­werk­statt Tasch­kent“ war ein von mir initi­ier­tes und zusam­men mit Dr. Tors­ten Lorenz und Wilko Schroth durch­ge­führ­tes Doku­men­ta­ti­ons- und For­schungs­pro­jekt, wel­ches 2006 /​2007 in Koope­ra­tion mit der Pro­fes­sur für Geschichte Ost­eu­ro­pas an der Europa-Uni­ver­si­tät Via­drina in Frank­furt (Oder), Deutsch­land, sowie in Tasch­kent, Usbe­ki­stan, umge­setzt wurde. Ziel des Pro­jek­tes war es, den Wan­del der Stadt Tasch­kent im 20. Jahr­hun­dert zu erfas­sen und zu doku­men­tie­ren. Sowohl die Erfas­sung als auch die Doku­men­ta­tion dien­ten gleich­zei­tig der Aus­bil­dung jun­ger Men­schen und haben diese befä­higt, Geschichts­bil­der zu ana­ly­sie­ren, zu hin­ter­fra­gen und alter­na­tive Sicht­wei­sen zu ent­wi­ckeln. Tasch­kent als Ort des Pro­jek­tes wurde aus­ge­wählt, weil die Stadt im 20. Jahr­hun­dert über eine außer­or­dent­lich viel­schich­tige Geschichte mit deut­lich sicht­ba­ren Ent­wick­lungs­etap­pen ver­fügt. Sieht man die Ver­än­de­run­gen des urba­nen Rau­mes als einen Spie­gel des gesell­schaft­li­chen Wan­dels, so ist Tasch­kent mit sei­nen ver­schie­de­nen Haupt­stadt­funk­tio­nen, Bau- und Urba­ni­sie­rungs­schü­ben eine der inter­es­san­tes­ten Städte auf dem Gebiet der unter­ge­gan­ge­nen Sowjetunion.

Wei­tere Infor­ma­tio­nen zum Pro­jekt unter: http://​goetz​.burg​graf​.de/​p​r​o​j​e​k​t​e​/​t​a​s​c​h​kent/

(Dies ist eine Kopie der Pro­jekt-Web­site aus dem Jahr 2007. Bitte beach­ten Sie dies bei der Bewer­tung und Ver­wen­dung der Infor­ma­tio­nen auf die­ser Seite. Danke.)

Reise auf die Solovki

Die „Reise auf die Solovki“ war ein von Felix Acker­mann initi­ier­tes und von mir beglei­te­tes For­schungs­pro­jekt an der Pro­fes­sur für Geschichte Ost­eu­ro­pas der Europa-Uni­ver­si­tät Via­drina Frank­furt (Oder), wel­ches im Som­mer­se­mes­ter 2001 statt­fand und dem Thema des GULag gewid­met war. Im Anschluß an ein Semi­nar mit Pro­fes­sor Dr. Karl Schlö­gel und Dr. Gábor Tamas Rit­ter­sporn fuhr eine Gruppe von Stu­den­ten auf die Solovki-Insel­gruppe im Wei­ßen Meer, um sich am Ort des Stamm­la­gers des Archi­pel GULag ein eige­nes Bild vom Unter­su­chungs­ge­gen­stand zu machen.
Wei­tere Infor­ma­tio­nen zum Pro­jekt unter: http://​www​.solovki​.org/.