Die Reiseroute

Bei unse­rer Fahrt ent­lang des ehe­ma­li­gen Eiser­nen Vor­hangs sind wir wei­test­ge­hend dem Ver­lauf der Euro­Velo-Route 13 gefolgt. Die­ser Iron Curtain Trail genannte Rad­fern­weg ver­läuft auf dem größ­ten Teil der Stre­cke in unmit­tel­ba­rer Nähe der frü­he­ren Tren­nungs­li­nie zwi­schen den Teil­neh­mer­staa­ten der War­schauer Ver­trags­or­ga­ni­sa­tion (WVO) auf der einen und den Mit­glieds­län­dern der Orga­ni­sa­tion des Nord­at­lan­tik­ver­trags (NATO) sowie den neu­tra­len Staa­ten auf der ande­ren Seite.

Ein gut trai­nierter Fahr­rad­fah­rer bräuchte für die 10.400 Kilo­me­ter die­ses Rad­we­ges bei einem tag­täg­li­chen Fahr­pen­sum von rund 100 Kilo­me­tern mehr als 100 Tage — das heißt mehr als ein Vier­tel­jahr —, um die kom­plette Stre­cke abzufahren.

Verlauf des Fernradwegs "Eiserner Vorhang" entlang der ehemaligen Blockgrenze zwischen den Mitgliedsstaaten des Warschauer Vertrages sowie den Mitgliedsländern der NATO beziehungsweise neutralen Staaten. Quelle: http://www2.ironcurtaintrail.eu/uploads/eu_dt_2012_01.jpg
Ver­lauf des Fern­rad­wegs „Eiser­ner Vor­hang“ ent­lang der ehe­ma­li­gen Block­grenze zwi­schen den Mit­glieds­staa­ten des War­schauer Ver­tra­ges sowie den Mit­glieds­län­dern der NATO bezie­hungs­weise neu­tra­len Staa­ten. Quelle: http://​www2​.iron​curtain​trail​.eu/​u​p​l​o​a​d​s​/​e​u​_​d​t​_​2​0​1​2​_​0​1​.​jpg

Da wir im Rah­men unse­res Pro­jek­tes ent­lang der Stre­cke jedoch eine Viel­zahl  his­to­ri­scher Orte und Museen besu­chen sowie vor Ort eine Reihe von Inter­views füh­ren woll­ten, war eine sol­che kon­ti­nu­ier­li­che Fahr­leis­tung von 100 Kilo­me­tern pro Tag von uns schon im Rah­men der Rei­se­pla­nung erkenn­bar nicht zu errei­chen. Bei frü­he­ren Rad­rei­sen hat­ten wir die Erfah­rung gemacht, dass wir mit unse­rer umfang­rei­chen Tech­nik im Gepäck im Durch­schnitt nicht schnel­ler als 12 Kilo­me­ter pro Stunde vor­an­kom­men. In Anbe­tracht vie­ler Zwi­schen­halte für Photo- und Video­auf­nah­men schaff­ten wir es bei die­sen frü­he­ren Rei­sen dar­über hin­aus auch nur sel­ten, in Summe mehr als 5 Stun­den am Tag in die Pedale zu treten.

Bei einem auf knapp drei Monate begrenz­ten Zeit­fens­ter für die Fahrt und in Hin­blick auf unsere geringe Rei­se­ge­schwin­dig­keit war es vor die­sem Hin­ter­grund abseh­bar, dass wir es lei­der nicht schaf­fen wer­den, zum 25. Jah­res­tag des Falls des Eiser­nen Vor­hangs die gesamte Länge die­ser frü­he­ren inner­eu­ro­päi­schen Trenn­li­nie in einem Stück mit dem Rad abzu­fah­ren. Aus die­sem Grund haben wir ent­schie­den, uns bei unse­rem Pro­jekt auf den Besuch der — in unse­ren Augen — für das Grenz­land Europa bedeut­sams­ten his­to­ri­schen Orte in unmit­tel­ba­rer Nähe zum frü­he­ren Eiser­nen Vor­hang zu beschränken.

Da unse­rer Mei­nung nach der Sys­tem­wech­sel in den real­so­zia­lis­ti­schen Staa­ten als auch der Ver­lauf der euro­päi­schen Inte­gra­tion nach 1990 nur schwer ohne die Kon­fe­ren­zen von Hel­sinki sowie deren Schluss­akte erklärt und ver­stan­den wer­den kann, wähl­ten wir die Stadt zum Aus­gangs­punkt unse­rer Reise ent­lang des frü­he­ren Eiser­nen Vor­hangs. Von Hel­sinki aus ver­lief die Fahrt zuerst nach Sankt Peters­burg, um von dort aus immer der Stre­cke der Euro­Velo-Route 13 bis nach Sopron (Öden­burg) zu folgen.

Auf­grund einer Ein­la­dung zur Hoch­zeit eines seit lan­ger Zeit sehr gut befreun­de­ten deutsch-pol­ni­schen Paa­res sowie auf­grund einer Ein­la­dung zur Teil­nahme an einer Som­mer­schule zum Thema „Annus mira­bi­lis“ 1989. Ursa­chen, Ver­lauf, Fol­gen – Stet­tin / Bres­lau / Prag, haben wir die­sen ursprüng­li­chen ein­fa­chen Plan wäh­rend der Reise jedoch noch ein­mal ver­än­dern müssen.

Im Ergeb­nis haben wir die Reise wie geplant in Hel­sinki begon­nen und sind von dort aus mit den Rädern über St. Peters­burg, Tal­linn, Riga, Kali­nin­grad und Gdansk bis nach Szc­ze­cin gefah­ren. Hier  haben wir unsere Rad­reise für zwei Wochen unter­bro­chen, um zur Hoch­zeit zu fah­ren und um an der Som­mer­schule teil­zu­neh­men. Im Anschluss sind wir mit der Eisen­bahn nach Öster­reich gefahren.

Von Wie­ner Neu­stadt aus sind wir dann zum zwei­ten Teil unse­rer Rad­reise gestar­tet. Diese hat uns gegen­über der ursprüng­li­chen Pla­nung in umge­kehr­ter Rei­hen­folge von Sopron nach Deutsch­land geführt — immer den Eiser­nen Vor­hang Rad­weg ent­lang. Auf diese Weise haben wir trotz Unter­bre­chung der Rad­fahrt zumin­dest die bei­den Eck­punkte des Pro­jek­tes — Hel­sinki und Sopron — besu­chen und ver­bin­den können.

Sehr zu unse­rem Bedau­ern haben wir es auf die­sem zwei­ten Teil­stück unse­rer Rad­reise jedoch lei­der nicht geschafft, die gegen­über unse­rer ursprüng­li­chen Pla­nung feh­len­den 2 Wochen Fahr­zeit her­aus­zu­fah­ren. Um unser Ziel, die gesamte Stre­cke von Hel­sinki nach Sopron mit dem Fahr­rad zurück zu legen,  zu errei­chen, hät­ten wir von Sopron aus mit den Rädern bis nach Szc­ze­cin fah­ren müs­sen. Dort hät­ten sich dann die bei­den Teil­stü­cke unse­rer Reise verbunden.

Auf­grund der um 14 Tage kür­ze­ren Gesamt­fahr­zeit haben wir es 2014 von Sopron aus jedoch nur bis Wit­ten­berge geschafft. Bis zum Ziel in Szc­ze­cin fehl­ten uns damit am Ende noch circa 600 Kilo­me­ter Fahr­stre­cke bezie­hungs­weise unge­fähr 10 Tage, um diese Distanz zurück zu legen.

Da wir unser Ziel — die Stre­cke Hel­sinki — Sopron mit dem Fahr­rad gefah­ren zu sein — jedoch unbe­dingt errei­chen woll­ten, sind wir 2015 erneut zu einer Rad­reise ent­lang des Iron Curtain Trails auf­ge­bro­chen. Mit die­ser Fahrt von Wit­ten­berge nach Szc­ze­cin haben wir die bei­den vor­jäh­ri­gen Teil­stü­cke der Gesamt­stre­cke mit ein­an­der ver­bun­den. Auf diese Weise sind wir letzt­end­lich erfolg­reich die Gesamt­stre­cke von Hel­sinki nach Sopron mit dem Rad gefahren.