Bilder aus Moldawien

Hotel Chisinau in Kischinau

Hotel Chi­si­nau;
Kischinau, August 2008

Die­ser Ort ist an Kom­ple­xi­tät und Viel­schich­tig­keit kaum zu über­bie­ten. Das von Robert Kurz im Stil des Sozia­lis­ti­schen Klas­si­zis­mus ent­wor­fene und 1959 fer­tig­ge­stellte Hotel trägt nun­mehr statt des initia­len rus­si­schen Namens die rumä­ni­sche Bezeich­nung der Lan­des­haupt­stadt. Auch wenn das Gebäude nach wie vor von einem Sowjet­stern gekrönt ist, sehen die Betrei­ber des­sel­ben ihr Haus mit der Euro­päi­schen Union ver­bun­den und nut­zen das Emblem der Staa­ten­ge­mein­schaft des­halb als Teil ihres Hotelnamens.
Nicht nur das Hotel wurde nach der staat­li­chen Unab­hän­gig­keit des Lan­des umbe­nannt. Der Platz vor dem Hotel heißt nicht mehr „Platz der Befrei­ung“, son­dern nun­mehr „Platz der Ver­ein­ten Natio­nen“. In der Mitte des Plat­zes ver­blie­ben ist bis­lang das Denk­mal „Zu Ehren der hel­den­haf­ten Sowjet­ar­mee für die Befrei­ung Mol­da­wi­ens von den deut­schen-faschis­ti­schen Erobe­rern“. In Anbe­tracht des Umstan­des, dass die nach der Okto­ber-Revo­lu­tion zuerst als Haupt­stadt eines unab­hän­gi­gen Mol­da­wi­ens, seit 1918 zu Rumä­nien gehö­rende Stadt am 28.06.1940 durch die Rote Armee besetzt und das umge­bende Gebiet von der Sowjet­union annek­tiert wurde, stellt sich die Frage, ob nicht die deut­schen und rumä­ni­schen Kampf­ver­bände als Befreier gewer­tet wer­den soll­ten, als diese gemein­sam im Juli 1941 die Stadt besetz­ten. Das Denk­mal ist nicht der Befrei­ung von der deut­schen Ter­ror­herr­schaft zwi­schen 1941 und 1944 gewid­met, wäh­rend derer mehr als 50.000 Bewoh­ner der Stadt in Ghet­tos, auf Todes­mär­schen und bei Mas­sen­hin­rich­tun­gen ihr Leben verloren.