Projekte

Bildnachweis: http://www.sxc.hu/ / Colin AdamsonHeutzutage hat man als Hoffnungsträger für eine bessere Zukunft keine Arbeit mehr — man hat Projekte. Diese bringen zwar (ebenso wie die traditionelle Erwerbsarbeit eines abhängig Beschäftigten in einer arbeitsteiligen Industriegesellschaft) in den wenigsten Fällen das zur Regeneration und Reproduktion notwendige Kleingeld ein, man kann aber reinen Herzens behaupten sinnvoll beschäftigt zu sein, ohne sich (in Anlehnung an Karl Marx) vom Ergebnis seiner Arbeit entfremdet zu fühlen. In den letzten Jahren habe ich mit einer Reihe von Projekten meine Lebenszeit ausgefüllt. Einen kleinen Auszug aus dieser stellt die nachfolgende Aufstellung dar:

GEPLANTE PROJEKTE

Die Neue Seidenstraße

Überlandstraße, Kasachstan, Juli 2013Unter dem Arbeitstitel „Die Neue Seidenstraße“ arbeite ich seit einiger Zeit an dem Konzept eines Forschungsprojektes, welches die aktuellen Warenaustauschbeziehungen zwischen Asien und Europa über die historischen Routen durch Zentralasien zum Untersuchungsgegenstand hat. Diese sollen mit den aktuellen Warenströmen zwischen Asien und Europa über die Weltmeere sowie historischen Warenströmen zwischen diesen beiden Regionen verglichen werden.

LAUFENDE PROJEKTE

Hauptstadtinszenierungen in Zentralasien

Symbolbild des Projektes "Haupfstadtinszenierungen in Zentralasien"Seit 2005 arbeite ich an einem langfristigen Dokumentationsprojekt zum Umbau der Hauptstädte in Zentralasien.
Mit der Auflösung der Sowjetunion wurden aus bis dahin weitgehend unbekannten und unbedeutenden Verwaltungszentren in der sowjetischen Peripherie Hauptstädte unabhängiger Staaten. Diesem Wandel in der Bedeutung der Städte begegnen die nationalen Eliten mit unterschiedlichen Entwicklungskonzepten. Allen gemein ist, daß die Hauptstädte sowohl nach innen als auch nach außen identitätsstiftend und -prägend wirken sollen und die Repräsentation gegenüber der Funktion von Gebäuden und Infrastruktur dominiert. Über diese Gemeinsamkeit hinaus unterscheidet sich das jeweilige Vorgehen bei der Ausgestaltung neuer nationaler Zentren recht erheblich.
So ist der Umbau der turkmenischen Hauptstadt Aschgabat durch zwei gleichzeitig stattfindende Prozesse geprägt: Zum einen erfolgt ein Umbau alter Repräsentationsgebäude aus sowjetischer Zeit. Parallel hierzu findet ein Neubau von Repräsentations- und Wohngebäuden neben der bisherigen Siedlungsfläche auf bislang unerschlossenem Grund statt. Dieser Dualismus aus Umbau und gleichzeitigem Neubau läßt sich derzeit nur in Aschgabat beobachten.
Der Aufbau der usbekischen Hauptstadt Taschkent beschränkt sich im Gegensatz zu Aschgabat und Astana derzeit fast ausschließlich auf den Umbau und die Umwidmung bestehender Bausubstanz sowjetischer Repräsentationsgebäude. Dies geschieht mehrheitlich durch die Verkleidung alter Gebäude mit neuen Fassaden und nur im geringem Umfang durch Rückbau oder Umbau bestehender Substanz.
Mit der Verlegung der Hauptstadtfunktion von Almaty nach Astana entstand in Kasachstan der Bedarf für den kompletten Neubau einer Hauptstadt. Astana entsteht seitdem als eine neue Hauptstadt neben einer bestehenden Siedlung durch einen umfassenden Neubau der kompletten Infrastruktur für neu zu errichtende Funktions- und Repräsentationsgebäude.
In den beiden anderen Hauptstädten Zentralasiens — Duschanbe und Bischkek — beschränkt sich der Stadtumbau aufgrund der geringen Wirtschaftskraft der Länder derzeit nur auf geringfügige kosmetische Änderungen an der sowjetischen Bausubstanz.
Bemerkenswert an den hauptstädtischen Bauaktivitäten in Zentralasien ist, daß trotz anderer politischer Vorzeichen die öffentlichen Baumaßnahmen weiterhin dem Entwicklungskonzept der Sowjetunion folgen: Die öffentlichen Gebäude sind Sinnbild, Ausdruck und Ergebnis einer staatslegitimierenden Ideologie und Politik.

Ein Teilergebnis dieses Projektes ist mein Beitrag über den öffentlichen Raum in Taschkent in dem von Philipp Meuser herausgegebenem „Architekturführer Usbekistan“, welcher 2012 erschienen ist.

Taglibro

Screenshot der Website des Projektes "Taglibro", 2008Unter dem Arbeitstitel „Taglibro“ verbirgt sich ein persönliches Projekt, welches sich aus der Beobachtung und aus Gesprächen mit Touristen auf meinen Reisen entwickelt hat. Viele dieser Urlauber standen nicht erst seit der Umstellung von analoger Film-Photographie auf digitale Phototechnik vor dem Problem, für ihre individuellen Reisedokumentationen und Reisetagebücher mit der Komplexität der Technologie sowie der Präsentation überfordert zu sein. Hieraus entstand die Idee, weitgehend automatisiert individuelle Reisebilder mit Texten aus Reiseführern und Leistungsbeschreibungen von Reiseveranstaltern zu einer personalisierten Reisedokumentation zu kombinieren. Nach längeren Vorarbeiten an dem Konzept scheiterte dieses vorerst an der unflexiblen Haltung einiger Rechteinhaber für Textinhalte sowie technischen Beschränkungen auf Seiten der Print-On-Demand-Dienstleister. Mit Fortentwicklung der Informationstechnik wird das Konzept in Zukunft vielleicht wieder interessant und liegt deshalb bis auf weiteres auf Eis.

ABGESCHLOSSENE PROJEKTE

Grenzland — Von Helsinki zum Paneuropäischen Picknick

Logo des Projektes "Grenzland"„Grenzland“ war ein im Jahr 2014 durchgeführtes Projekt von Anastasia Burggraf, David Richter und mir. Der Anlass für das Projekt war der 25. Jahrestag des Falls des Eisernen Vorhangs. In Hinblick auf dieses Jubiläum wollten wir, die Projektteilnehmer, eine ausgedehnte Fahrradreise auf dem Iron Curtain Trail unternehmen. Auf diesem Weg entlang der früheren Trennlinie zwischen ehemals verfeindeten Ländern wollten wir mehr über die Lebensbedingungen der Menschen auf beiden Seiten der Grenze erfahren. Hierfür wollten wir entlang der Fahrstrecke nicht nur historische Orte des Kalten Krieges besuchen, sondern auch eine Reihe von Interviews mit den Bewohnern des Grenzgebietes führen. Im Rahmen dieser Interviews hofften wir zu erfahren, welche Perspektive die Grenzlandbewohner zur Zeit des Kalten Krieges auf ihre spezifische Lebenssituation hatten und wie sich diese Perspektive nach dem Fall des Eisernen Vorhangs verändert hat. Darüber hinaus wollten wir im Rahmen unserer Reise in Erfahrung bringen, welche Sichtweisen die Grenzlandbewohner auf die Zukunft ihrer Region sowie die Europäische Union haben.
Als ein Ergebnis des Projektes war nach Abschluss der Fahrt ein kurzer Dokumentarfilm über die Reise geplant.
Nach Abschluss der ersten Phase dieses Projektes, der Reise, haben wir beschlossen, den zweiten Teil des Projektes, die Erstellung eines Dokumentarfilmes über die Fahrt, nicht mehr in Angriff zu nehmen. Grundlage dieser Entscheidung war die Erkenntnis auf unserer Seite, dass ein solcher Dokumentarfilm auf Basis der von uns geführten Interviews in einem starken Widerspruch zu den jeweiligen offiziellen, nationalen Narrativen über das Leben hinter und entlang des Eisernen Vorhangs stünde.

Stadtentwicklung in Zentralasien

Symbolbild des Projektes "Stadtentwicklung in Zentralasien", 2010Zusammen mit Dr. Torsten Lorenz habe ich im Sommersemester 2010 am Zentralasien-Seminar der Humboldt-Universität zu Berlin ein Master-Seminar zur Stadtentwicklung in Zentralasien durchgeführt. Das Seminar war der Frage gewidmet, inwieweit die stark von russischer Kolonisation und sowjetischer Industrialisierung geprägten urbanen Siedlungesstrukturen Einfluss auf die weitere Entwicklung der Gesellschaften im postsowjetischne Zentralasien haben. Zur Beantwortung dieser Frage sollten von den Teilnehmern des Seminars mit Hilfe von Fallstudien die Grundlinien und Besonderheiten der Stadtentwicklung in Zentralasien in den letzten 200 Jahren herausgearbeitet werden. Neben der Vermittlung von Grundlagen stadtgeschichtlicher Forschung sollten die Seminarteilnehmer darüber hinaus befähigt werden, Prozesse und Probleme der Urbanisierung in Zentralasien zu beschreiben und zu analysieren. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf der Analyse von Pfadabhängigkeiten sowie deren Bedeutung für die aktuelle Stadtentwicklung in der Region.
Im Anschluss an das Seminar in Berlin fand eine zweiwöchige Exkursion nach Zentralasien statt, während derer die Teilnehmer sich vor Ort einen Überblick über urbane Strukturen in Kirgistan, Kasachstan und Usbekistan verschaffen und ihr diesbezügliches theoretisches Vorwissen evaluieren sowie erweitern und vertiefen konnten.

Globalcycle

Logo des Projektes "Globalcycle", 2011Neben den beiden schon seit längerer Zeit laufenden Projekten „Hauptstadtinszenierungen in Zentralasien“ und „Taglibro“ arbeite ich derzeit an einem Projekt über regenerativ erzeugte Energien. Unter dem Titel „Globalcycle“ möchte ich im Rahmen dieses Projektes mit dem Fahrrad weltweit Orte aufsuchen, an denen schon jetzt Energie aus renerativen Quellen gewonnen wird und sich die Nutzung dieser Energie auch entsprechend in den Verbrauchsgewohnheiten niederschlägt. Vor Ort sollen Interviews mit Menschen geführt werden, in denen diese über ihre Erfahrungen im Umgang mit Energie aus regenerativen Quellen berichten. Eine Auswahl dieser mit Video aufgezeichneten Erläuterungen sollen zu einer Filmdokumentation verarbeitete werden, in der Aussagen von aktuellen Nutzern regenerativer Energien mit offiziellen Verlautbarungen von hochrangigen Vertretern aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft kontrastriert werden.
Das Projekt soll dazu dienen, das Wissen und das Bewusstsein über alternative und regenerative Energieerzeugung zu erhöhen und besser zu verbreiten.

Spuren von Zwangsarbeit in postsowjetischen Städten

Symbolbild des Projektes "Spuren von Zwangsarbeit in postsowjetischen Städten", 2009In einem russisch-deutsch-kasachischen Gemeinschaftsprojekt wurde zusammen mit einheimischen Jugendlichen nach erhaltenen Spuren von Zwangsarbeit in den aus GULag-Lagern entstandenen Städten Karaganda, Taischet und Magadan gesucht. Hierbei wollten Anastasia Frolova, Dr. Yulia Vaserchuk und ich als Projektinitiator zusammen mit Freunden und Bekannten aus Kasachstan und der Russischen Föderation die Einstellung junger Menschen zu diesem Teil der Geschichte ihrer Stadt in Erfahrung bringen und mit ihnen über diese Vergangenheit diskutieren.
Einen Einblick in den Projektverlauf sowie die -ergebnisse gibt das Projektblog auf den diesbezüglichen Seiten der „Geschichtswerkstatt Europa“.
Das Projekt wurde im Sommer 2009 umgesetzt und von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ finanziell, der Manfrotto Distribution GmbH materiell sowie der Kreativ-Werkstatt „Artisan“ in Almaty personell gefördert.

Als Ergebnis entstanden die vier nachfolgenden, kurzen Videodokumentationen über die im Rahmen des Projektes besuchten Orte Karaganda, Taischet und Magadan sowie die Fahrt entlang der Trasse Magadan – Jakutsk.

Geschichtswerkstatt Taschkent

Screenshot der Website des Projektes „Geschichtswerkstatt Taschkent“, 2007Die „Geschichtswerkstatt Taschkent“ war ein von mir initiiertes und zusammen mit Dr. Torsten Lorenz und Wilko Schroth durchgeführtes Dokumentations- und Forschungsprojekt, welches 2006 / 2007 in Kooperation mit der Professur für Geschichte Osteuropas an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), Deutschland, sowie in Taschkent, Usbekistan, umgesetzt wurde. Ziel des Projektes war es, den Wandel der Stadt Taschkent im 20. Jahrhundert zu erfassen und zu dokumentieren. Sowohl die Erfassung als auch die Dokumentation dienten gleichzeitig der Ausbildung junger Menschen und haben diese befähigt, Geschichtsbilder zu analysieren, zu hinterfragen und alternative Sichtweisen zu entwickeln. Taschkent als Ort des Projektes wurde ausgewählt, weil die Stadt im 20. Jahrhundert über eine außerordentlich vielschichtige Geschichte mit deutlich sichtbaren Entwicklungsetappen verfügt. Sieht man die Veränderungen des urbanen Raumes als einen Spiegel des gesellschaftlichen Wandels, so ist Taschkent mit seinen verschiedenen Hauptstadtfunktionen, Bau- und Urbanisierungsschüben eine der interessantesten Städte auf dem Gebiet der untergegangenen Sowjetunion.

Weitere Informationen zum Projekt unter: https://goetz.burggraf.de/projekte/taschkent/

(Dies ist eine Kopie der Projekt-Website aus dem Jahr 2007. Bitte beachten Sie dies bei der Bewertung und Verwendung der Informationen auf dieser Seite. Danke.)

Reise auf die Solovki

Screenshot der Website des Projektes „Reise auf die Solovki“, 2007Die „Reise auf die Solovki“ war ein von Felix Ackermann initiiertes und von mir begleitetes Forschungsprojekt an der Professur für Geschichte Osteuropas der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), welches im Sommersemester 2001 stattfand und dem Thema des GULag gewidmet war. Im Anschluß an ein Seminar mit Professor Dr. Karl Schlögel und Dr. Gábor Tamas Rittersporn fuhr eine Gruppe von Studenten auf die Solovki-Inselgruppe im Weißen Meer, um sich am Ort des Stammlagers des Archipel GULag ein eigenes Bild vom Untersuchungsgegenstand zu machen.
Weitere Informationen zum Projekt unter: http://www.solovki.org/.